ICE: Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn

ICE: Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn
ICE: Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn
 
Seit 1991 verkehrt in Deutschland der InterCityExpress (ICE). Die deutsche Bahn folgte damit der französischen Staatsbahn, die bereits einige Jahre vorher ihr Hochgeschwindigkeitsbahnsystem TGV (französisch train à grande vitesse) in Betrieb genommen hatte. Inzwischen sind bereits unterschiedliche Generationen des ICEs im Einsatz oder stehen kurz vor der Einführung.
 
 ICE 1
 
Der zuerst eingeführte ICE 1 ist ein Zug, bei dem statt einer Lokomotive Triebköpfe und statt herkömmlicher Waggons Mittelwagen verwendet werden. Triebköpfe können im Gegensatz zu Lokomotiven nur mit einer Seite an die Mittelwagen angespannt werden. Es ergibt sich eine Triebzugschlange, bestehend aus einem Triebkopf am Anfang des Zuges, zehn bis maximal vierzehn Mittelwagen und schließlich noch einem Triebkopf am Ende des Zuges. Alle Glieder sind fast übergangslos miteinander verbunden, sodass sich eine aerodynamisch sehr günstige Zugkontur ergibt. Zur Verminderung des Luftwiderstandes tragen auch die strömungsgünstig gestaltete Triebkopffrontpartie, die glatten Außenflächen ohne Kanten, die bündig eingeklebten Fensterscheiben und die tiefreichenden Seitenschürzen bei. Durch die beiden Triebköpfe am Anfang und am Ende des Zuges wird der ICE 1 gleichzeitig gezogen und geschoben. Jeder Triebkopf hat eine Dauerleistung von 4800 kW (6528 PS), wodurch der ICE 1 eine Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h erreicht.
 
Wie bei modernen E-Loks erfolgt der Antrieb des ICE 1 durch Drehstrommotoren, die in den Drehgestellen der Triebköpfe eingebaut sind und durch elektronische Stromrichter angesteuert werden. Beim Bremsen wirken die Motoren als Generatoren. Die zurückgewonnene Energie wird in das Stromversorgungsnetz eingespeist.
 
Für kleineres Fahrgastaufkommen wurde 1996 der ICE 2 eingeführt, bei dem ein Triebkopf, sechs Mittelwagen und ein Steuerwagen (ohne Antrieb) einen Halbzug bilden, der allein eingesetzt werden kann. Da die Triebköpfe und die Steuerwagen mit Kupplungen ausgerüstet sind, können zwei ICE-2-Halbzüge miteinander verbunden werden.
 
 ICE 3
 
Bei der neuesten Ausführung des ICE wird der beim ICE 1 eingeschlagene Weg der verteilten Antriebsleistung noch konsequenter weitergegangen. Nicht nur in den Endwagen mit den Führerständen sind elektrisch angetriebene Drehgestelle, sondern zusätzlich in jedem zweiten Mittelwagen.
 
Beim ICE 3 umfasst eine Zugeinheit (Halbzug) acht Wagen mit unterschiedlichen Aufgaben, wobei jeweils vier Wagen eine elektrische Einheit bilden (Endwagen, Transformatorwagen, Stromrichterwagen und einfacher Mittelwagen). Zwei Halbzüge sind wiederum zusammenkuppelbar.
 
Die Transformatorwagen haben Oberleitungsstromabnehmer und Transformatoren zum Herabsetzen der Fahrdrahtspannung auf einen niedrigeren Wert. Während die Transformatorwagen keine angetriebenen Achsen haben, sind die Drehgestelle der Stromrichterwagen mit Fahrmotoren versehen. Die Stromrichterwagen nehmen also nicht nur die Leistungselektronik auf, die in Wechselcontainern im Fußbodenbereich untergebracht ist, sondern treiben zusammen mit den Endwagen den Zug an. Durch den Einbau der meisten Steuerungsgeräte und Hilfsaggregate in dem Bodenbereich des Zuges wird auch in den Endwagen Platz für Fahrgäste geschaffen.
 
Das Antriebskonzept des ICE 3 ermöglicht eine sehr leichte Bauweise des Zuges, da die Antriebsleistung auf viele Achsen verteilt ist und die einzelnen Antriebsräder nicht so fest an die Schiene gepresst werden müssen wie bei einer starken Einzellokomotive. Damit hat der ICE 3 ein großes Beschleunigungsvermögen sowie die Fähigkeit, starke Steigungen zu bewältigen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 330 km/h. Während ICE-3-Züge für den innerdeutschen Verkehr nur für die bei der deutschen Bahn übliche Betriebsspannung (15-kV-Wechselstrom) ausgelegt sind (Einsystemvariante), ermöglicht die Viersystemvariante den grenzüberschreitenden Zugverkehr. Bei dieser können fast alle europäischen Bahnstromsysteme (Gleich- und Wechselspannungen unterschiedlicher Höhe und Frequenz) zur Versorgung der Stromrichter dienen, wodurch Hochgeschwindigkeitszüge auch international verkehren können.
 
 Weitere Schnellbahnsysteme
 
Abgeleitet vom ICE ist das Schnellbahnsystem ICT (InterCityTilt, von englisch tilt = »kippen, neigen«), das auch auf Fahrstrecken mit engen Kurven eingesetzt werden kann. Der ICT erreicht Geschwindigkeiten bis 230 km/h. Um Kurven mit hoher Geschwindigkeit zu durchfahren, sind die Wagen des ICT schwenkbar gelagert und werden in Kurven hydraulisch gekippt. Für nicht elektrifizierte Strecken soll der ICT-VT mit dieselelektrischem Antrieb eingeführt werden, der Spitzengeschwindigkeiten von 200 km/h erreicht.

Universal-Lexikon. 2012.

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